Endlich!
Die Zwangspause ist vorbei …
Nach mehr als zwei Jahren „Corona-Zwangspause“ war es uns Anfang Juni 2022 endlich wieder möglich, nach Madurai zu reisen und unsere Kinder zu besuchen. Dementsprechend groß war die Freude bei unserer Ankunft.
Zur Reisegruppe zählten dieses Mal sechs Personen. Zusätzlich zu uns beiden waren die Bremer Zahnärztin Dr. Wibke Schumann sowie unser Neffe Simon mit seiner Freundin Carla vor Ort. Zudem durfte unser Praktikant Bennet das Projekt kennenlernen.
Auf den folgenden Seiten bringen wir Sie/Euch auf den aktuellen Stand über unser Kinderheim und berichten über die Mädchen außerhalb des Projekts. Zudem berichten wir ein wenig von unserer Reise.
Viel Spaß beim Lesen!
Im Kinderheim hat sich während unserer Abwesenheit viel getan. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung bei unserer Ankunft und einem köstlichen Mittagessen folgte ein Kennenlernen aller neuen Kinder.
Auf Bennet wartete noch eine Führung durch das gesamte Waisenhaus und ein Nachmittag voll mit verschiedenen Spielen. Geschafft und überwältigt von den vielen Eindrücken, endete unsere lange und
komplizierte Anreise.
Am nächsten Tag inspizierten wir gemeinsam mit unserem Leiter Edwin die Gebäude sowie das Grundstück und nahmen alle Notwendigkeiten, anstehenden Reparaturen und Modernisierungen auf. So soll unter anderem ein großer Esstisch für den Grundstücksbereich im rückwärtigen Teil des Grundstückes angeschafft werden, damit die Kinder an sehr warmen Tagen im Freien, an einem schattigen Platz, essen können. Es musste dringend ein Kühlschrank sowie eine neue Reismahlmaschine angeschafft werden. Des Weiteren ist die Errichtung eines neuen Duschhauses geplant.
Unsere Zahnärztin Wibke machte sich sofort am Ankunftstag an die Arbeit und behandelte an den Folgetagen alle Kinder und die Erwachsenen. Ebenfalls behandelte sie viele ehemalige Kinder unserer Einrichtung neben zahlreichen anderen Patienten aus der Nachbarschaft sowie aus der näheren Umgebung. In 8 Tagen waren es 117 Personen. – Ein herzliches Dankeschön an Wibke!
Da die Kinder gerade Schulferien hatten, wurde Wibke unterstützt von drei fleißigen Helferinnen: Roshini, Jasmin und Abisha. Sie haben täglich als „Zahnarzthelferinnen“ und auch beim Übersetzen sehr geholfen. Es hat Freude gemacht, mit welcher Hingabe die Mädchen unsere Zahnärztin unterstützt haben.
Wibke war mit der Pflege und dem Zustand der Zähne der Kinder überaus zufrieden. Die Mädchen, die schon länger im Waisenhaus wohnen, sind alle kariesfrei. Ein toller Erfolg!
Während der letzten 2,5 Jahre beendeten 10 Mädchen ihre Schule mit dem Abitur. Sie befinden sich nun für ihre Berufsausbildungen in Colleges und Universitäten.
Für 10 neue Mädchen gab es somit Platz. Nachfolgend stellen wir ihnen unsere „neuen Kinder“ vor:
Name: Sathiya Priya
Alter: 11
Name: Mahalakshmi
Alter: 9
Name: Sumithra
Alter: 13
Name: Yogasri
Alter: 8
Name: Monisha
Alter: 9
Name: Monika
Alter: 9
Name: Poovarasi
Alter: 13
Name: Kaviya
Alter: 12
Name: Kaviya
Alter: 13
Die Kinder außerhalb des Kinderheimes
Natürlich wollten wir auch die ehemaligen Kinder, die nun eine Ausbildung absolvieren, besuchen.
Aus zeitlichen Gründen konnten wir jedoch nur diejenigen, die in Madurai und der näheren Umgebung leben, wiedersehen.
Zuerst trafen wir Meenakshi, die im staatlichen Krankenhaus von Madurai eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert. Wie die Chefin des Krankenhauses uns berichtete, ist Meenakshi während der Ausbildung ein wichtiger Ansprechpartner im Krankenhaus geworden und hat viel Freude an ihrem Beruf. Das Gefühl hatten wir nach unserem Besuch ebenfalls.
Hiernach machten wir uns auf den Weg zu Jessica. Am Straßenrand wartete sie mit ihren Kommilitonen bereits auf uns. Nach einer herzlichen Begrüßung zeigten uns die Studierenden ihre kleine Wohnung. Da Jessica bereits ihr Praxisjahr im Krankenhaus absolviert und nicht mehr am College studiert, bewohnt sie zusammen mit fünf weiteren Mädchen eine kleine Wohnung, ca. 30 Kilometer außerhalb von Madurai. Während wir uns mit Jessica auf Deutsch austauschten, bereiteten ihre Freundinnen eine kleine, liebevolle Erfrischung für uns zu. Nach ein paar Fotos mussten die zukünftigen „Doctor of Pharmacy“ jedoch wieder zurück in das Krankenhaus.
Am Folgetag suchten wir das Krankenhaus von Alanganallur auf, in dem Santhiya und Abitha den praktischen Teil ihrer Ausbildung zur Krankenschwester absolvieren. Bei diesem Besuch begleitete uns auch unser Neffe Simon mit seiner Lebenspartnerin Carla.
Auch in diesem Krankenhaus war es dem Chefarzt sehr wichtig, uns über den aktuellen Ausbildungsstand der Mädchen zu informieren, die uns danach voller Stolz ihr Arbeitsumfeld mit allen Abteilungen präsentierten. Wir erhielten Einblicke, die man als „normaler Tourist“ nicht bekommt.
Im Anschluss fuhr uns unser Leiter Edwin mit bewundernswerter Ruhe durch den hektischen und lauten Verkehr von Madurai und Umgebung zu Venitha, Lakshmi und Pavithra, die alle in unterschiedlichen privaten Krankenhäusern tätig sind.
Während Lakshmi in einem, unseres Erachtens nach, recht gutem Krankenhaus arbeitet, mussten wir feststellen, dass Pavithra dieses Glück nicht hat. Die Arbeitszeiten des Mädchens erschienen uns im Vergleich zu den Arbeitszeiten der anderen Mädchen unangemessen. Damit sie zukünftig bessere Bedingungen hat, wird Pavithra in den nächsten Monaten das Krankenhaus wechseln. Das christliche Krankenhaus von Lakshmi wird auch in Zukunft bei der Ausbildung von weiteren Mädchen einer unserer wichtigsten Ansprechpartner sein.
Wir interessierten uns ebenfalls für die Unterbringung der Mädchen. Auf Nachfrage konnten wir ihre, im Krankenhaus befindliche Unterkunft besichtigen, die sich die Mädchen, wie in Indien üblich, mit mehreren Arbeitskolleginnen, teilen.
Auf dem abendlichen Rückweg zu unserer Unterkunft erlebten wir noch eine schöne Überraschung. Im wuseligen Straßenverkehr der Millionenstadt lief uns plötzlich Iswarya über den Weg. Dies war für uns eine besonders große Freude, da ihr College aufgrund der aktuellen Klausurtage keinen Besuch ermöglichte. Sie studiert an einem christlichen College Wirtschaft und war gerade auf dem Heimweg. Die Freude war riesengroß und wir erlebten eine fröhliche, offene junge Frau, die in den letzten Jahren enorme persönliche Fortschritte gemacht hat.
Am nächsten Tag machten wir uns zuerst auf den Weg zu der blinden und sehr bedürftigen Familie, die bereits im letzten Newsletter erwähnt wurde. Sie erhielten von uns sowohl Nahrungsmittel als auch finanzielle Unterstützung. Auch konnten wir uns davon überzeugen, dass durch unsere finanzielle Unterstützung die Tochter weiterhin zur Schule gehen kann und die Familie regelmäßig mit Lebensmitteln versorgt wird. Wir überraschten die Familie mit unserem Besuch und nahmen gleichzeitig an einem kleinen Gottesdienst teil.
Zwar schon völlig fertig von der großen Hitze, wollten wir aber an diesem Tag noch unbedingt Naveena (Studiengang: Bachelor of Commerce), Vinothini (Studiengang: Bachelor of Computer Science) und Kavyha (Studiengang: Bachelor of Computer Application) in ihrem College besuchen. Aufgrund der strengen Zugangsbeschränkungen und der aktuellen Klausurtage war es leider nicht möglich, alle drei Mädchen zu treffen. Lediglich Kavyha durfte für kurze Zeit dem Unterricht fernbleiben.
Idealerweise hatten die Kinder während unseres Aufenthaltes Schulferien, so dass uns allen sehr viel mehr Zeit zum Spielen, Toben und zur Unterhaltung zur Verfügung stand.
Zum Ende unserer Reise besuchte uns Emil mit seiner Ehefrau und seinem zweieinhalbjährigen Sohn Alex (zur Erinnerung: Emil lebte 10 Jahre in unserem Projekt und studierte danach Hotelfach inklusive einer Ausbildung zum Koch). Die drei waren über Nacht mit dem Bus aus dem mehrere hundert Kilometer entfernten Chennai angereist. Wir waren sehr glücklich, die kleine Familie in unsere Arme zu schließen, insbesondere, da wir dem kleinen Alex zum ersten Mal begegneten.
Emil stellte bei der Zubereitung des Mittagessens wieder seine Kochkünste unter Beweis und selbst-verständlich wurde unser Lieblingsgericht gekocht. Die anschließenden Stunden waren von vielen Gesprächen geprägt.
Die Tage verflogen nur so und sehr schnell war es wieder an der Zeit, Abschied zu nehmen.
Unser Leiter Edwin hatte sich dafür ein tolles Programm überlegt, das wir so noch nicht erlebt hatten. Es wurden u. a. von den Mädchen verschiedene Tänze aufgeführt und berührende Reden über Eindrücke und Gefühle gehalten. Die Emotionen dieser Verabschiedung kann man nicht in Worte fassen.
Liebe Sponsorinnen und Sponsoren,
wir hoffen, Ihnen einen kleinen Einblick über unsere Reise und die Entwicklungen in unserem Projekt vermittelt zu haben.
An dieser Stelle möchten wir uns sehr herzlich für Ihre Unterstützung bedanken. Ohne Ihre Mithilfe wäre das alles nicht möglich. Auch im Namen unserer Kinder, unseres Leiters Edwin und seiner Familie, ein herzliches Dankeschön!
Wir freuen uns auf Ihr Feedback.
Mit herzlichen Grüßen
Dörte und Andreas Bölts
Bennet Plass (der an diesem Newsletter tatkräftig mitgewirkt hat)